Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Novembre: Materia (Review)

Artist:

Novembre

Novembre: Materia
Album:

Materia

Medium: CD
Stil:

Doom / Death / Prog

Label: Peaceville/SPV
Spieldauer: 68:02
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Die Italiener warten nach längerer Pause mit neuem Material auf. Der Trend geht – wie bei den Bands, mit denen ihre alten Songs stets verglichen wurden – in eine rockigere und todesfreie Richtung.

Heavy und episch ist das Trio mitsamt seiner Aufnahmegehilfen immer noch. Gerade die Gitarren besinnen sich nach wie vor auf facettenreiches Spiel, das die Band eindeutig als Kind der Neunziger-Doomszene ausweist. In England ist vor allem der Einfluss des Sängers zu verorten – etwa bei geschliffenen Anathema ab „Alternative 4“. Andererseits hebt sich Orlandos melancholisch-poppige Melodieführung von arg depressiven Ausdrucksformen ab; man höre etwa das einleitende „Verne“ und schreibe den vorsichtigen Positivismus der südländischen Herkunft zu. Verstärkt setzen NOVEMBRE auf ihre Muttersprache, die hier in den ruhigen Passagen und teilweise mehrstimmig zur Geltung kommt.

Derartige Lautstärkedämpfungen werden mittels cleaner Gitarren erreicht, beispielsweise zu Beginn des zweiten Tracks. Wird es dann hart, können die Komponisten Katatonia im eigenen Plattenschrank (und demnächst als auf Tour zu supportende Band) nicht leugnen, denn die Dissonanzen nebst spröde-monotonem Gesang verweisen klar gen Schweden. Im Gegensatz zu Blackheim und seiner Truppe ist massiver Doublebasseinsatz aber nach wie vor wichtiger Bestandteil des NOVEMBRE-Sounds, wodurch sie weniger „alternative“ klingen. Die gedämpfte Stimmung ist nie hoffnungslos weinerlich und pendelt eher zwischen aufbrausendem Trotz und beinahe leichtfüßiger Weltflucht, was die swingende Rhythmusgruppe und die Akustikimpression zu Beginn von „Reason“ zeigen. Auch „Aquamarine“ bejaht zaghaft das Leben mit ermutigendem Solo, wenn auch später äußerst frustrierte Screams einen Zwist der Gefühle andeuten und die Wurzeln der Band durchscheinen lassen. Ferner fällt auf, dass Orlandos lautmalerischer Stimmeinsatz gelegentlich die Rolle enes Leadinstrumentes übernimmt; die vordergründige Melodie gebührt ihm, während Arpeggien oder kleine Motive im Hintergrund über der dichten Rhythmusgitarre vernehmbar sind.

„Jules“ startet originell mit akustischer Gitarre, woraufhin die verzerrte mit dem Rest der Band langsam eingefadet wird; die vorher etablierte Melodie bleibt erhalten und verschmilzt mit dem harten Background. Dagegen laufen die Strophen zum Teil wieder unverzerrt ab und werden mit Doublebass und zusätzlichen fahrigen Saitenanschlägen unterlegt. Am Ende lassen die abgrundtiefen Akkorde siebensaitige Klampfen vermuten, die Becken schlagen gegen den Takt, und das Stück endet so zart, wie es begonnen hat. So gelingt es den Musikern, die weniger eingängigen Stücke interessant zu halten. Solche halten sich die Waage mit Liedern wie dem Cover „The Promise“ von den Wavern Arcadia, dem einzigen leichter zugänglichen Stück in der zweiten Albumhälfte.

„Gepetto“ ist auch experimenteller, doch da der wiegende Einstieg und synkopisches Drumming den stilistischen Rahmen nicht sprengen, wächst NOVEMBRE auch keine lange Lügennase. Überhaupt klingt die Stunde Musik recht geschlossen, und die Keyboards übernehmen höchstens einmal Stringsynths, verbieten sich ansonsten jedoch jeglichen Führungsanspruch. Da überrascht weder die brutale Knüppel-Eruption in „Comedia“ noch der zähe Doomer als Titeltrack mit harschem Geschrei, welches im Abschlusslied sogar gleichzeitig zur klaren Stimme erklingt.

Das einzige Manko der Scheibe ist das Gestaltungsmerkmal des plötzlichen Zusammenbruchs in nahezu allen (!) Songs: Es gibt eine kurze Pause, einen ruhigen Moment – etwa gezupft – und es geht gewohnt abwechslungsreich weiter. Dieses Ungeschick hätten die Mannen gar nicht nötig, da ihr Material eigentlich relativ organisch fließt...beim nächsten Mal bitte abstellen!

FAZIT: Rundes Album zwischen Opeth, My Dying Bride und Katatonia mit rockigem Touch, echten Gefühlen bei leicht sonnigem Temperament. Kein Überflieger, aber substanziell, griffig und abriebfrei.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3362x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Verne
  • Memoria Stoica
  • Vetro
  • Reason
  • Aquamarine
  • Jules
  • Geppetto
  • Comedia
  • The Promise
  • Materia
  • Croma
  • Nothijngrad

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!